About This Project

It´s nice to must have the unreachable

— positioning accessory

Was bewirkt ein Accessoire?

Ist ein Accessoire purer Luxus und für die meisten reine Nebensache, oder ist es als skalierbares und austauschbares Medium

ein besonderes Kennzeichen, das man sich leisten kann?

 

Stetiger Wandel bei gleichzeitiger Selbstähnlichkeit.

Entwickelt wurde eine Theorie zu den sozialen, ökonomischen und ästhetischen Mechanismen des Accessoires, als nonverbales Kommunikationsmedium zwischen der Notwenigkeit sich zu bekleiden und der Verführung sich zu schmücken. Das Bedürfnis, sich zu unterscheiden, kollidiert mit dem Bedürfnis, dazuzugehören. Gestalterisch entstanden daraus zum einen Objektstudien, und zum anderen ein Vorschlag für einen Markenbildungsprozess für den Studiengang Accessoire Design an der Hochschule Pforzheim. Grundlegend hierfür ist ein sich weiterentwickelndes Raster, dass aus der Auseinandersetzung erarbeitet wurde.

 

Programm zur Lösung diverser Aufgaben

Dieses Rasterprogramm wurde übersetzt in ein typografisches Layout, eine Bildsprache, ein Raumkonzept und andere Medien, welche sich szenografisch in drei aufeinander aufbauenden Ausstellungsimpressionen wiederfinden. Herrausforderung war hierbei die stetige Veränderung bei gleichzeitiger Selbstähnlichkeit.

Gestaltungselemente

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Das Accessoire ist die chrakteriesierende Nebensache, die einer Hauptsache anhaftet. Der Definition gemäß habe ich für eine Auseinandersetzung mit dem Thema Accessoire eine neutrale Basis gewählt. Das Quadrat bzw. den Würfel.

 

Man nehme eine für die Gestaltung seines Mediums relevantes Maß. Dieses wird das Grundmaß eines Würfels.  Die neutralste geometrische Ausprägung. Um diesem Würfel einen anderen Charakter zu verleihen muss man ihm eine neue Identität anziehen. Die Konstante in einer Identität ist die ständige Wandlung, bei gleichzeitiger Selbstähnlichkeit. Aus der Hauptsache, dem Würfel, wird vorerst kein Dreieck werden. Aber durch die Verarbeitung der Attribute, wie Füllung, Kontur, Volumen und Rhythmus bekommt er einen anderen Charakter.

 

Die Erkenntnis ist: Das Accessoire, ist ein Kontrastmittel. Die Attribute machen den Unterschied des einen, im Gegensatz zum anderen aus. Sieht man diese Abstufungen in einer Reihe, stellen diese unterschiedlichen Chraktere einen Teststreifen dar, der z.B. durch den Querschnitt einer individualisierten Gesellschaft entsehen könnte. In dieser Reihung findet jeder Würfel Anschluss an den Folgenden und halt Abstand zum Vorhergehenden. Er positioniert sich durch seine Couleur. Accessoires sind skalierbar und schnell auswechselbar. In Folge dessen kann ein Würfel seine Position durch die Applikation neuer Attribute verändern.

 

Die daraus folgende spielerische Ausseindandersetzung entspricht der modischen Umgangsform mit dem Accessoire.
Das als chrakterisierende Nebensache eingestufte Accessoire wird somit zu dem Must have, welches den Unterschied macht, und Einfluss auf die Kommunikation meiner gesellschaftlichen Position hat. Als demokratisierter Luxusartikel ermöglicht es einen Anschluss an höhere unerreichbar scheinende Gesellschaftsschichten.

Programmatik

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Was passiert mit einem Körper, wenn man etwas an ihm appliziert?

 

Nach welchen Mechanismen funktioniert ein Accessoire? Die Fotoserie “Sasha restrained” von Richard Kern war Ausgangspunkt für eine illustrative und skulpturale Studie darüber in welcher Weise ein Accessoire den Charakter eines Körpers beeinflussen kann. Zu dieser Auseinandersetzung wurden Ausstellungstexte entwickelt, die den erkannten Mechanismus des entsprechenden Accessoires vermitteln. Die Anwendungsmöglichkeiten sind skalierbar von einer Pralinenschachtel über einen Skulpturengarten bis hin zu einer multimedialen Installation.

Illustrativ skulpturale Studie und Ausstellungstexte

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Stay in line

Accessoires sind ablesbare Zeichen, die die sozialen und ökonomischen Verhältnisse einer Person widerspiegeln. Spricht man heute von Styling, ist es das was Mode zu Mode macht: Der stetige Wandel mit dem Anspruch sich selbst doch ähnlich zu bleiben. Etwas Einzigartiges sein, doch ohne den Rahmen zu sprengen. Die bruchstückhaften Accessoires akzentuieren und verändern das Körperbild und machen uns unter- scheidbar. Sofort katalogisiert sich die Wahrnehmung und focusiert die Kostbarkeiten, die sich sein Gegenüber geleistet hat. Was hat sie, was ich nicht habe?

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Honoré

Das Aufkommen des Halstuches war mit dem rein praktischen Zweck des Kälteschutzes verbunden. Da es schwierig ist, Kleidung dicht am Hals abzuschließen, bot sich ein extra um den Hals gelegtes Tuch an. Das Halstuch ist vor Allem bei Menschen, die ihre Arbeit größtenteils im Freien verbringen verbreitet gewesen. Seine willkürliche Bindeform und
sein lockerer Fall liefen oft einer exakt sitzenden und korrekten Mode- vorstellung zuwider. Nicht umsonst symbolisiert das individuelle Halstuch eine liberale und unkonventionelle Einstellung. Beliebt war es vor Allem bei Freidenkern und Künstlern.

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Same but different

Ein Grund weshalb der Schal so beliebt ist, sind seine vielfältigen Gestaltungsmöglichkeiten. Die Besonderheit des Einhüllens und Umhüllens lassen den Schal in zweifache Bedeutung treten: Zum einem als prächtiges Flächenornament in Form und Material, sowie zum anderen als plastisches Ornament durch Drapierung und Faltenwurf an der menschlichen Gestalt. In den 1950er Jahren gefielen sich Existenzialisten auch im Sommer mit langen, meist schwarzen Schals als Ausdruck der Absurdität des Daseins und als Provokation der Sehgewohnheiten.

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Down2Earth

Wozu braucht der Fuß Schuhe? Zum Gehen? Millionen Menschen brauchen dafür keine Schuhe, mehr noch können mit Schuhen gar nicht gehen, denn — an Freiheit gewöhnte Füße vertragen kein Korsett. In der Kunst übernimmt der Schuh die Symbolik einer schmerzge- beugten Welt oder des Sündenfalls. Schuhe als Kulturgut geben Auskunft über Persönlichkeit und Umwelt- bedingungen des Trägers. Sie sind seit jeher Standeszeichen für Freiheit und Rang in einer Gesellschaft. Von besonders erotischer Ausstrahlung ist der hochhackige Schuh, er verleiht Frauen einen wiegenden sinnlichen Gang und strecken die Gestalt über das Gesäß und Hohlkreuz hin zum Busen. In der Umgangssprache auch „Hurenhackerln“ genannt, kommt der Schuh in seiner Rolle als Fetisch dem Gefäß des weiblichen Geschlechts- teils gleich. Ein Schuh kann eine ganze Person in Symmetrie setzen.

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Use it or loose it

Der Gürtel ist jenes Beiwerk mit den facettenreichsten Funktionen, Bedeutungsinhalten und Ausdrucksmöglichkeiten. Als Kleidungszubehör hält er das Gewand am Körper. Praktisch ist er, wenn an ihm Taschen oder Waffen zu be­festigen sind. Er schmückt als akzentuierter Blickfang. Dem Gürtel werden soziale, sowie religiöse und gar magische Bedeutung zugeschrieben. Als sexuelles Reinheitssymbol trennt der Gürtel zwischen dem sündigen Unterkörper und dem vergeistigtem Oberkörper. Er ist Zeichen von Keuschheit, Demut und Wachsamkeit. Dennoch verhalf er der Mode zu diversen Schönheitsidealen durch eine rein optische Stilisierung durch seine Position am Körper:  Eine extrem hohe Taillengürtung überlängt die Figur optisch, was sehr weiblich doch vornehm wirkt. Eine tiefe Hüftgürtung negiert weibliche Formen und wirkt somit emanzipiert.

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In Defense – Indifference

Die Tasche ist das unentbehrlichste und älteste Utensil des Menschen. Mit den eigenen Händen ist, seit den Zeiten des „Jagen und Sammelns“, das große Tragebedürfniss nicht zu befriedigen. Taschen erweitern gleichsam den menschlichen Körper. Man trägt seine Identität mit sich, in Form seiner persönlichen Dinge. Der Körper dient als Basis, an die Applikationen angeheftet werden. Taschen gehen mit der Mode und sind Spiegel ihrer Zeit, obwohl sie durch ihre hohe Zweckgebundenheit weniger Prestigeobjekt waren. In der heutigen Gesellschaft des Massenindividualismus emanzipiert sich dieses Accessoire bzw. Persönlichkeitsträger jedoch mehr und mehr zum symbolischen „Selbst“.

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Ghost in a shell

Als modischer Blickfang entwickelte sich der Strumpf von kälteschützender Bekleidung zum hocherotischem Accessoire. Als über das Altertum hinaus, Felllappen und Wadenbinden zu Strümpfen evolutionierten, wurde ihr tragen selbstverständlich. Die Vornehmen entdeckten den modischen Zusatznutzen als Mittel der “Koketterie”, des Spiels von Sehen- und Nicht-Gesehen-werden. Die Verzierungen die beim „Retroussé“, dem Heben des Rockes, bei beiden Geschlechtern sichtbar wurden waren Mittel der Verführung. Die Gestaltung der Strümpfe hängt immer stark davon ab, wie sehr und bei welcher Gelegenheit etwas sichtbar oder unsichtbar bleiben sollte. Strümpfe verschleiern eine Persönlichkeit und führen in die Irre — so wies es Diebe tun, um sich Zugang zu Begehrenswertem zu verschaffen.

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Inside out

Kommunikationsmissverständnisse an der Ober- bzw. Aussenfläche einer Person, können an der fehlenden Verbindung von Innerem und Äußerem Verhalten liegen.Der Betrachter erwartet etwas Anderes, als das, was ihm versprochen wird. Um das Accessoire der passenden oder nicht passenden Unterwäsche zu einem Outfit wird viel spekuliert. Wünsche und Erwartungen knüpfen sich an das, was man nicht sieht aber sich erhofft. Sobald das Wünschenswerte in den Bereich des Möglichen kommt wird es zum Notwendigen

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(a)part of me

Der Drang des Menschen sich zu schmücken ist unabhängig von Kultur und Stand. Es gibt unbekleidete Völker, aber keine undekorierten. Sein Aussehen bereichern, seine gesellschaftliche Position verändern und mit dem dem Körper und seiner Umwelt kommunizieren, das ist die Treibmittel des Accessoires, aus der es seine symbolische  Zeichenkraft schöpft. Der Glaube daran, dass man wenn nicht besser dann zumindest anders sein kann, ist das Programm. Das Anderssein gelingt durch das Kontrastmittel: Accessoire.Der Modeschmuck zum Beispiel wurde nie für die Ewigkeit geschaffen, er ist stets Ausdruck der kurzfristigen Gier nach Neuem. Gerade weil sein Material einfach und billig ist, weist Modeschmuck ununter- brochen neue, vom Materialwert und Konvention befreite Wege im Design. Er ist demokratisierte und emanzipierte Identität, er ist Accessoire schlechthin.

Anwendungsmöglichkeiten

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Inspiration

Making of

Übersicht und Einordnung

Die erste Ausstellung stellt den Formenkanon vor und bietet eine Übersicht über das Spektrum des Accessoire Designs.

In allen Preis- und sozialen Lagen. Das Accessoire Design stellt sich vor. Als erster Schritt im Markenbildungsprozesses, spielt die Ausstellung im Titel mit den Stufen der Begehrlichkeit: Die Nebensächlichkeit aus verschiedenen Perspektiven.

Nice to have — Must have — Unreachable

Inhalt und Aussehen der Ausstellung orientieren sich an den entwickelten Raum- und Objektskizzen.

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Ausstellung I

Anwendung Plakat

Ausstellung I4

Intervention

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ACCESS ALL AREAS — Erhälst du Zugnag oder nicht?

Die zweite Ausstellung behandelt das Schlüssel-Schloss Prinzip des Accessoires. Mit dem richtigen Accessoire wirst du so behandelt als gehörtest du dazu. Durch das richtige Zubehör findet man Anschluss an sonst exklusive Orte.

 

Der Höhepunkt dieser Mode-Ausstellung ist nicht der Catwalk, sondern Ziel ist es hinter die Kulissen zu blicken. Dort wo sich die interessanten Nebensächlichkeiten zutragen. Auf dem Weg dorthin muss man verschiedene “Gateways” passieren, die sich als Grenzraum mit Accessoires aus den Thematiken Zugriffsrechte, Selbstschutz, Verweigerung, Blendung und Täuschung beschäftigen.

Plakat

Plakat II

Anwendung Plakat

Ausstellung II
Ausstellung II2

Verschränkung der Raumelemente

Ausstellung II3
Ausstellung II4

Ablauf

Ausstellung II5

1. How to get inside

Die erste Hürde, die zu nehmen ist, ist der Eingang. Öffnet sich die Seidenschnur für mich oder nicht?

Lässt mich der Türsteher rein, und wer ist eigentlich das da drüben? Was fehlt mir? Ein perfektes Lächeln oder die passende Handtasche?

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Ausstellung II7

2. How to hide

Die zweite Schranke beschäftigt sich mit dem Problem: Wenn ich Zugang zu Allem habe, hat dann nicht auch Alles Zugang zu mir?

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Ausstellung II9

3. How to be invisible

Das Accessoire als Hilfsmittel zur sozialen Sichtbarkeit.

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Ausstellung II11

SAME BUT DIFFERENT — was zeichnet uns aus?

Die dritte Ausstellung „Same but different“ untersucht das Accessoire als Standeszeichen der sozioökonomischen Position in der Gesellschaft.

 

Nachahmung von Identität durch Fragmente.

 

Vergleichende Fotografie aus führt zur Erkenntnis, dass Viele das gleiche benötigen, doch jeder nur das bekommt, was er “verdient”. Beim Streben nach Mehr ist das Ziel  jedoch immer eine Verbesserung seiner Position. Die Abwesenheit eines Attributs kann ebenfalls so kennzeichnend sein wie seine Anwesenheit. Aus augenscheinlichen Nachteilen wird ein Potential zur Vervollstänigung — und darüber hinaus.

Plakat

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Intervention

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Raumelemente

Ausstellung-III

Die Anfangs etablierten Raummodelle aus dem Grund­raster werden nun mit den semantischen Würfel­skulpturen kombiniert. Dadurch lassen sich die bekannten Raumstrukturen accessoire-spezifische erneuern. Die Attribute, die dazu nötig sind, lassen sich an die bereits bestehenden Formen applizieren, ganz im Sinne des Accessoiregedanken. Es entstehen nicht nur neue Raumwirkungen sondern auch neue Möglichkeiten Exponate zu präsentieren.

Mood

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Taschenbücher
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Research Opener
VJ-Set
Snacks
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Danke

Prof. Michael Throm

Prof. Johann Stockhammer

Category

Grafik, Marke, Raum, Social